Nepalreise 2013


• Dienstag, 6.8.2013

Abreise in Wien

Der Abschied fällt sehr schwer, tut richtig weh, ich bin nicht sicher, was kommen wird, auf ins Unbekannte…

In München nach fünf Stunden Wartezeit in den großen Flieger Richtung Delhi einsteigen, ein wirklich großes Ding! Acht Sitze pro Reihe.

Beim Einsteigen beginnt es zu regnen und es wird stärker und stärker. Blitze und Donner…

Insgesamt haben wir fast vier Stunden auf den Abflug gewartet. Keine Drinks, keine Essen, aber ein enger Sitzplatz.

Zittern, ob sich der Anschluss in Delhi ausgehen wird.

ein riesiger Airbus

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• Mittwoch, 7.8.2013

Delhi

Endlose Gänge, wenige Menschen, hier und da ein Soldat mit Waffen.

Ich frage einen amtlich wirkenden jungen Mann, wie ich möglichst rasch zum Anschluss nach Bagdogra komme. Er schickt mich warten und kommt dann mit einem kompetenteren Kollegen, beide gehen mit mir zum Baggage Claim.

Ich muss mein Gepäck durch den Zoll bringen und neu einchecken.…

 

Alles gut gegangen!

Ich sitze im Airbus 330 und staune beim Fenster hinaus.

Wolken, Wolken Wolken. Riesige Landschaften und nur gelegentlich ein Durchblick zur Erde. Einige Male sehe ich einen mächtigen Fluss. Hochwasser. Extremes Hochwasser. Felder und Straßen überströmt, auch ganze Dörfer stehen im Wasser.

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Der Flughafen in Bagdogra, eine abenteuerliche Anlage, kombiniert mit Militärflughafen. Fotografieren strengstens verboten, unter Strafandrohung!

Ich brauche ein Visum für Nepal. In der Halle Massen von Männern, die ihre Fahrzeuge als Taxi anbieten.

Pastor Manoj winkt schon von draußen…

Ich frage nach Visum, keiner weiß was, also gehe ich durch die Sperre hinaus zu Pastor Manoj.

Er ist mit einem jungen Mann aus der Gemeinde gekommen. Sie haben einen Autobesitzer gemietet, mich zu holen.

Linksverkehr, natürlich, Indien war ja englische Kolonie.

Die Straßen mit riesigen Löchern und Gräben, hunderte Menschen an den Straßenrändern und auch auf der Straße.

Kühe, Kälber – heilig, natürlich, und als solches verehrt von den Hindus…

Jede Menge Ziegen aller Größen und Rassen.

Hütte an Hütte, manche schlechter als Fahrraduntersteller bei uns.

Jede Hütte hat etwas anzubieten, aber wenige haben Geld, etwas zu kaufen.

Schuhmacher, Schmied, Fleischer, Schneider, Kreissler…

Eine solche Dichte an Bildern, dass die Augen übergehen.

 

Immigration office Indien: Papiere ausfüllen, unterschreiben

Über Brücken und durch weitere Straßenschäden über die Grenze nach Nepal.

Immigration office Nepal: weitere Papiere ausfüllen und unterschreiben, Gebühr bezahlen…

 

Rechts und links Tee- und Reisplantagen, Holzsammler, jede Menge Menschen mit nichts. Bestenfalls.

 

Dhulabari

Zufahrt zum Tamíd-Haus. Ein schmaler Graben quer zur Straße.

Das Auto hängt fest. Wir schnappen die Koffer und gehen,

es ist nicht mehr weit…

 

Ein erstes Sehen der Mädchen in der Werkstätte, sie sitzen am Boden und arbeiten…

Manchmal sieht eine von ihnen auf und lächelt.

Also, unser Haus ist extremer Luxus, wenn ich mich so umsehe!

Natürlich gibt es vereinzelt Häuser, denen man ansieht, dass hier das Geld zu Hause ist, aber die sind an den Fingern abzuzählen.

Erste Zeit mit Lehrerinnen und Schülerinnen,

ich erzähle in bisschen von uns, schau mir die Sachen an, die sie schon hergestellt haben.

Schön. Schön gemacht. Ich will schon wissen, wie unsere Klientel das annimmt!

Abendgebet mit dem Tamíd Team. Na, die singen ja mächtig! Wow.

Und gebetet wird laut und gleichzeitig und von allen.

 

Wir fahren zu zweit auf Pastor Manoj´s Motorbike zur Gemeinde, besichtigen das Grundstück, auf dem das Tamíd Haus entstehen kann.

Danach eine Runde durch den Markt, ein Shop neben dem anderen, alles (beinahe) zu kaufen…

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Abendessen. Sano hat gekocht. Reis, Gemüse, Pickels, …

Schmeckt. Und gesund auch…

 

Wie ein Stein ins Bett gefallen, schlafe ich bis 05.30 Ortszeit

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• Donnerstag, 8.8.2013

Frühstück, Gebetszeit, Gespräche, dann versuche ich die elektrische Nähmaschine anzuwerfen. Am längsten braucht das Einfädeln…

Dann kurze Demo in der Gruppe, Staunen.

Dann zum Market, ich hab nämlich kein Handtuch mitgebracht,

dann zum Kindergarten: Dort lerne ich Susanna und Divya kennen,

vor der Gartentüre treffen wir Pastor Raju Khadka, der eine NGO against slavery, prostitution, trafficking, and for poor children leitet. Ich werde ihn nochmals sehen und dann ausgiebig mit ihm reden.

Dann geht’s zur Bank in Birtamod Geld abheben.

Dann ist es endlich spät genug, dass wir ins Cyber fahren, Éva skypen, super, es geht, wenn auch nur audio…

Dann besuchen wir Sabina Tamang. Sie hat massive Rückenprobleme.

Wir beten für sie und trinken dann einen sehr guten, sehr süßen Tee.

Ihr Pastor Ran Thapa (Koninonia church) ist der nächste, den wir besuchen. Er bittet um Gebet für seine Dienste (church planting, bible school).

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Abendessen Reis usw. mit Buffalo, Fisch…

Schlafen.

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• Freitag, 9.8.2013

Knöpfe-Entscheidung: fertige Plastikknopf-Sets lassen, ab jetzt aber Holzknöpfe!

Deepa fährt nach Indien, die einzige Chance die Knöpfe zu bekommen.

Wir gehen zum Markt, um Material für die Winter-Röcke zu suchen.

Oder doch nicht, es ist ein muslimischer Feiertag und die Geschäfte haben zu.

 

hope – children Network, Nepal heißt der Dienst von Raju Khadka.

Sie kümmern sich um arme Kinder und beten für Sklaven, Prostituierte und Trafficking-Opfer. Letzte Weihnachten haben sie an 2000 Kinder Geschenke verteilt. Sie machen “awareness conferences” für Kinder, Eltern, Lehrer.

Wir beteten für den Dienst um Gottes Führung, die Opfer direkt zu erreichen.

Durch die Grenznähe zu Indien boomt das “Geschäft” mit Kindern. Er schätzt, dass hier in der Gegend ca 1000 Kinder betroffen sind. Ein Shelter für Schutzsuchende ist angedacht.

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Auf zum Markt, Winterware kaufen. Sunita, Bunita, Manoj und ich. Wir haben kräftig zugeschlagen: 10m Futterstoff, 20m in 5 uni Designs für Tops, 60m nepali design für die Unterteile. Auch zwei Baumwollteppiche zum Sitzen anstelle der Plastikware!

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Die Mädchen sind glücklich über die Auswahl!

Danke, Jesus!

 

Pause. Siesta.

Vorbereitung für das Jugendtreffen.

Ich soll predigen und von uns erzählen…

7 Junge Leute, 2 junge Ehepaare dabei. Ich erzähle vom Geist Gottes in Genesis, bei Bezalel, Nehemia, in der Kunst, und wie Gott in unserem Lobpreis wohnt.

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Dann erzähle ich von Tamíd. Ziemlich ausführlich und sie hören konzentriert zu.

Eine gesegnete Zeit.

 

Kurzes Gespräch mit dem housebuilder, ich werde heute noch eine Planskizze zeichnen. Morgen nach dem Gottesdienst treffen wir uns wieder. Die Struktur wird konkreter.

Plan zeichnen bis Mitternacht…

 

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• Samstag, 10.8.2013

Nach Dusche, Frühstück, Email checken umziehen für den Gottesdienst.

Auf dem Motorbike 5 Minuten zur Gemeinde. Ich wusste nicht, dass ich auch sprechen soll, aber es war eine sehr gesegnete Zeit. Ein Zeugnis von unserem Leben, von Tamíd und Gottes Führung. Die Gemeinde war sehr interessiert.

Kurzes Gespräch mit dem housebuilder anhand des Planes.

Er wird einmal berechnen…

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Auf nach Birtamod, ca. 12 km nach Westen, wir sind bei den Eltern von Baskhar eingeladen. Schuldirektor in einem sehr großen Schulgelände mit Internat.

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Köstliches Essen, sehr nette, gebildete Familie, ein bisschen Plaudern über das, was Gott mit uns tut…

 

Am Rückweg hat Pastor Manoj die spontane Idee, seine Mutter zu besuchen. Machen wir natürlich.

Sie ist ungefähr so alt wie ich, sieht aber aus wie 80, leidet an Hüft- und Oberschenkelproblemen, kann kaum gehen.

Ich soll für sie beten. Sie fragt selbst darum, will die Hand aufgelegt haben.

Sie ist manchmal Christin, aber dann auch wieder mehr Hindu…

Noch bevor ich damit anfangen kann, kommt die Schwester von Manoj, deren Tochter und deren Neugeborenes. Gleich danach die Nachbarin, mit der Bibel in der Hand und ein 14 jähriges Mädchen mit Downsyndrom. Sie kann nicht sprechen. Für alle soll ich beten. Phu!

Eine Ehre, eine Herausforderung, eine Chance.

Jede ist total glücklich und froh danach.

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Herzlicher Abschied mit vielem “Danke” und Winken…

Oh, Jesus, hilf und rette!

Am Rückweg an einer Brücke:

Büffel baden im Fluss und ein rotes Dach bewacht eine Hindu-Begräbnisstätte.

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Auf der Nordseite der Brücke sieht man heute einmal die Berge. Die können das noch viel höher, spricht doch der Mount Everst nepalesisch!

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• Sonntag, 11.8.2013

Früh auf, ein paar Bananen zum Frühstück und auf das Motorbike Richtung SW ca 40 Minuten; erst auf dem “EastWast-Highway”, eine etwas breitere Landstraße mit hunderten Fußgängern, Radfahrern, Motorbikern, Ziegen, Kühen, Büffeln und Autobussen mit doppelter Füllung, Gepäck am Dach, dazu ein paar Leute, und dann noch auf der Stoßstange und in den Türen ein paar besonders Wagemutige. Linksverkehr. Außer es geht anderswo schneller… Das Lauteste sind die Hupen. “blow horn please!” haben LKWs und Busse hinten drauf.

Links eine Hindu Prozession zu einer der Begräbnisstätten am Fluss.

Rechts Gruppen von College girls am Weg zur Schule.

Wir biegen links ab. Ein kleiner Feldweg zwischen einzelnen Bambushütten, Rindern, Kokospalmen, Bananenstauden, Mangobäumen, Reisfeldern.

Irgendwo bleibt Pastor Manoj stehen und stellt das Motorbike ab.

“We have to walk from here.”

So balancieren wir auf den Wasserdämmchen der Reisfelder auf einen Fluss zu.

“We have to cross that river:” Na, super, extra fesch gemacht und angezogen…

Hosen hochkrempeln, Sandalen ausziehen, Patsch, Patsch. Das Wasser ist erstaunlich warm, wäre keine Erfrischung beim Baden. Wadenhoch nass, drüben wieder raus. Sand in den Sandalen. Vielleicht heißen sie deswegen so?

“This is our church” und zeigt auf eine Bambushütte, 4m breit, 6-7m lang, locker geflochtene Bambusstreifen sind die Wände, Wellblech das Dach.

Wir haben ein bisschen Zeit und sitzen im Hof des Ältesten der Gemeinde. Tjai wird gereicht. Gut und süß, wie immer.

In der Kirche sitzen ca 12 Erwachsene und 8-10 Kinder am Boden, Frauen links, Männer rechts. “Suchet zuerst nach Gottes Reich / Halleluja!” auf Nepali.

Alle beten. Laut. Zugleich.

Amen.

Kollekte. Jeder gibt etwas. Psalmen, Lieder, Begrüßung für mich.

Ich predige eine halbe Stunde. Psalm 16. tamíd. lasting. forever. always.

Erzähle ein bisschen unser Leben. Die Entstehung von Tamíd, unsere Ziele und Vision. Und Lukas 17, 10 als mein Motto für unser Tun.

Der Älteste war bis vor drei Jahren Alkoholiker. Jesus hat ihn frei gemacht.

 

Über Birtamod (Geld abheben) zurück zum Workshop. Einige Mädchen warten auf ein Gespräch um Aufnahme ins Projekt.

Sunita, Sabita, Manisha, Sabita. Fotos, Daten aufnehmen.

Sie müssen Geduld haben, bis wir sehen, ob es Gottes Wille ist und auch menschlich, organisatorisch möglich ist.

Ich glaube, wir könnten Dutzende Bewerbungen haben…

 

Dann geht´s los. Binita und Deepa müssen einen Winter-Prototyp machen. Sie wirken verunsichert. Zipp einnähen scheint ihnen unbekannt. Ich soll ihnen das erklären???

Am Nachmittag zum Markt düsen und lange Zipps für die Winterröcke suchen.

Ja! die passen mit den Ugandischen zusammen!

Kurze Pause. Dann zu Pastor Ram. Er will viel über Christen in Ö und EU wissen. Ob wir Outreachgroups nach Nepal schicken könnten?

Essen mit der Familie. Mhm.

 

Um 19:00 ist es bummfinster. Mit dem Moped durch die Nacht. Keins Strom, keine Beleuchtung, aber Fußgänger usw jede Menge…

Wir werden angeblinkt. Das Gewicht am hinteren Sitz…, da strahlt es in die Höhe… Wir sollten Platz tauschen, dann sähe man die Schlaglöcher besser.

Aber doch gut angekommen.

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• Montag, 11.8.2013

Frühstück, Gebet mit dem Team, Kurze Planung…

Sie sollten möglichst 10 Kinderrock-sets und 10 erste Erwachsenen Sets fertig bekommen!

Ich beginne, meine Abreise vorzubereiten. Arg, wie schnell das vergangen ist.

Ich verstaue einen ersten Teil der Shopping Bags im Koffer. Den Prototypen der Winterröcke dazu und dann ist Platz für die anderen.

Wir brauchen eine Waage für den Koffer! Ich will nicht beim Baggage drop auspacken müssen. Ja, das ist schwer… eine Waage hat hier das Spital.

Ich muss nochmals ins Internet shop zum online check-in, 23 Stunden vor Abflug.

Wir gehen die Abrechnungen durch, sprechen über die Zukunft.

Ja. Gute Verkäufe können wir brauchen!

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• Dienstag, 13.8.2013

Na, es wird ernst!

Packen, ordnen, auf fertige Rocksets warten…

Gestern war für einige Stunden kein Strom am Nachmittag. Die Röcke konnten nicht so fertig gestellt werden, wie das geplant war. Heute geben sie Vollgas, trotzdem ist es weit weniger, als gedacht / geplant / gebraucht.

Der Abschied fällt allen schwer. Eine letzte gemeinsame Zeit des Gebetes. Ich segne jede einzelne von ihnen. Tränen, Lachen…

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Geschenke werden verschämt übergeben. “This is for Éva!” Die Koffer sind gepackt und schwer. Wir haben eine Federwaage mit Haken bekommen und die zeigt 22 kg und 8,5 kg. Passt.

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Eine abenteuerliche Fahrt zur Grenze, Immigration Nepal, Immigration India, Straßenkontrollen, Kontrolle bei der Einfahrt zum Flugplatz, alles gut gegangen.

So. Da sitz ich jetzt in Delhi am Flughafen und habe fast 9 Stunden Wartezeit für den Anschluss nach Frankfurt.